Ein Grundriss ist das Fundament jeder Hausplanung. Doch was genau ist das überhaupt und worauf sollte man bei der Planung achten? Hier meine Tipps dazu.
Wer ein Haus bauen oder umbauen möchte, steht bereits zu Beginn vor einer entscheidenden Aufgabe: der Erstellung eines Grundrisses. Dieses scheinbar simple Dokument ist in Wahrheit der erste und wichtigste Schritt auf dem Weg zum Traumhaus. Denn ein durchdachter Grundriss spart nicht nur Zeit und Geld, er sorgt auch dafür, dass das fertige Haus voll und ganz Ihren Bedürfnissen entspricht. Daher möchte ich Ihnen nachfolgend im Detail erklären, worauf Sie bei der Erstellung eines Grundrisses alles achten sollten.
Was ist ein Grundriss und wann wird er erstellt?
Ein Grundriss ist eine zeichnerische Darstellung eines Hauses oder einzelner Etagen in der Draufsicht. Er zeigt die Anordnung von Räumen, Wänden, Türen, Fenstern, Treppen und manchmal auch Möbeln oder technischen Installationen. Er wird in einem bestimmten Maßstab gezeichnet, üblicherweise 1:100, was bedeutet, dass ein Zentimeter auf dem Papier einem Meter in der Realität entspricht.
Ein Grundriss wird zu verschiedenen Zeitpunkten benötigt: zu Beginn der Planung eines Neubaus, bei Umbauten oder Anbauten sowie bei der Genehmigung durch das Bauamt. Auch beim Verkauf oder Kauf eines Hauses ist ein Grundriss oft Bestandteil der Unterlagen. Er hilft dabei, die Raumaufteilung zu verstehen und das Projekt auf Papier realitätsnah abzubilden.
Selbst bei der Innenraumgestaltung, etwa der Auswahl von Möbeln oder Bodenbelägen, ist ein exakter Grundriss von großer Hilfe. Darüber hinaus kann ein gut strukturierter Grundriss auch Versicherungen, Gutachtern oder Handwerkern als wichtige Orientierung dienen.
Ist ein Grundriss für jedes Haus Pflicht?
Ja, im Grunde genommen ist ein Grundriss in Deutschland Pflicht, sobald ein Bauvorhaben genehmigungspflichtig ist. Ohne einen offiziellen Bauantrag inklusive Grundrisszeichnung erteilt das zuständige Bauamt keine Baugenehmigung. Auch bei Bestandsbauten kann ein Grundriss notwendig sein, etwa für energetische Sanierungen, Umnutzungen oder Anbauprojekte. Nur bei kleineren baulichen Änderungen innerhalb eines nicht genehmigungspflichtigen Rahmens können Sie auf einen offiziellen Grundriss verzichten. Zudem verlangen auch Banken und Finanzierungsinstitute bei der Beantragung von Bau- oder Immobilienkrediten häufig aussagekräftige Pläne.
Diese Punkte sollten Sie bei der Erstellung eines Grundrisses berücksichtigen

Ein guter Grundriss ist mehr als eine Skizze mit Linien und Zahlen. Er sollte bestimmte Elemente enthalten und durchdacht geplant sein. Der Grundriss sollte nämlich sowohl die aktuellen als auch mögliche künftige Bedürfnisse aller Bewohner berücksichtigen. Achten Sie deshalb auf die folgenden Punkte:
➩ Bedarfsanalyse:
Am besten ist es, wenn Sie eine sogenannte Bedarfsanalyse machen. Wie viele Personen sollen im Haus wohnen? Oder möchten Sie sogar ein Zweifamilienhaus bauen? Gibt es besondere Anforderungen wie ein zweites Bad oder ein Keller? Je genauer die Bedarfsanalyse, desto besser der Entwurf. Auch Arbeitsgewohnheiten spielen eine Rolle, ebenso wie etwaige Gäste oder Pflegebedürftige in der Familie. Wenn Sie frühzeitig den Bedarf Ihrer Familie definieren, können Sie gezielter planen und müssen später weniger improvisieren.
➩ Raumaufteilung:
Die einzelnen Bereiche im Haus sollten am besten klar definiert und logisch angeordnet sein. Zum Beispiel sollte die Küche nahe am Essbereich liegen, Schlafzimmer eher ruhig und abgelegen. Außerdem sollten Sie die Tagesabläufe und Laufwege im Haus bei Ihrer Planung miteinbeziehen. In Haushalten mit Kindern sollten Spielbereiche in der Nähe der Wohnräume liegen, während ein Arbeitszimmer eher abgeschirmt vom Trubel sein sollte.
➩ Verkehrsflächen optimieren:
Flure, Treppen und Eingänge nehmen Platz ein, bringen aber keinen direkten Nutzwert. Ein guter Grundriss versucht, diese Flächen zu minimieren, ohne auf Funktionalität zu verzichten. Effiziente Wegeführung ist hier der Schlüssel. Besonders in kleineren Häusern kann eine clevere Planung erheblich zur Wohnflächennutzung beitragen. Abstellräume oder Garderoben unter Treppen sind z.B. platzsparende Lösungen. Auch Doppelnutzungen, wie ein Hauswirtschaftsraum mit Vorratskammer, können Raum sparen.
➩ Lichtverhältnisse und Ausrichtung:
Helle Räume wirken größer und freundlicher. Deshalb sollten Sie bei der Planung auf die Himmelsrichtungen achten. Aufenthaltsräume wie Wohnzimmer liegen am besten in Süd- oder Westausrichtung, Schlafräume hingegen sind im Norden oder Osten besser aufgehoben. Auch sollten Sie die Himmelsrichtungen berücksichtigen, wenn Sie eine Terrasse planen. Möchten Sie lieber Ihren Kaffee in der Morgensonne genießen oder ein Glas Wein in der Abendsonne?
Auch die Fensterflächen und deren Position spielen hier eine Rolle: bodentiefe Fenster lassen mehr Licht herein, können aber auch Wärmeverluste verursachen. Machen Sie sich deshalb über eine intelligente Anordnung der Fenster Gedanken, denn so können Sie den Energieverbrauch senken und das Raumklima verbessern.
➩ Flexibilität für die Zukunft:
Ein durchdachter Grundriss lässt sich an künftige Lebenssituationen anpassen. Denken Sie über Kinderzimmer, ein barrierefreies Bad oder ein Homeoffice nach, um später keine teuren Umbauten vornehmen zu müssen. Auch die Möglichkeit einer Einliegerwohnung oder eines separaten Arbeitsbereichs gewinnt in Zeiten von Homeoffice und Mehrgenerationenhaushalten zunehmend an Bedeutung. Dementsprechend müssen Sie eine weitere Garage planen. Vielleicht möchten Sie aber auch irgendwann mal einen Weinkeller im Haus anlegen.
➩ Statik:
Tragende Wände oder technische Leitungen dürfen nicht beliebig verschoben werden. Auch Abstandsflächen, Grenzbebauungen und Höhenvorgaben müssen beachtet werden. Ein Architekt oder Statiker hilft hier weiter. Tipp: Wie Sie eine tragende Wand erkennen, wird Ihnen unter jensen-und-doering.de erklärt.
➩ Baurecht:
Planen Sie eigenständig, sollten Sie sich im Vorfeld am besten mit dem Bebauungsplan Ihrer Gemeinde vertraut machen, um rechtliche Stolpersteine zu vermeiden. Auch der Denkmalschutz kann je nach Region eine Rolle spielen, ebenso wie Vorgaben für Schallschutz oder Brandschutz.
So können Sie Ihre Grundrissplanung optimieren

💡 Inspiration sammeln:
Bevor Sie mit dem Zeichnen beginnen, werfen Sie am besten ein Blick auf bestehende Grundrisse. Hauskataloge, Architekturzeitschriften oder Online-Portale bieten eine Fülle an Ideen. Wichtig ist, dass Sie Ihren eigenen Bedarf im Blick behalten. Notieren Sie sich direkt, welche Lösungen besonders sinnvoll erscheinen oder was Sie ausschließen möchten.
💡 Feedback einholen:
Bevor Sie sich auf einen Entwurf festlegen, sollten Sie am besten Meinungen von Freunden, Familie oder Fachleuten einholen. Oft entdeckt ein zweites Paar Augen Details, die einem selbst entgehen. Besonders hilfreich kann es sein, mit Menschen zu sprechen, die bereits gebaut oder umgebaut haben und aus Erfahrung berichten können. Auch die Rückmeldung von Handwerkern, die später mit dem Plan arbeiten müssen, kann wertvolle Hinweise liefern.
💡 Profis hinzuziehen:
Gerade bei komplexen Projekten ist es ratsam, einen Architekten oder Bauzeichner zu Rate zu ziehen. Diese können den Entwurf verfeinern, baurechtlich prüfen und in einen professionellen Plan umsetzen. Auch Energieberater oder Innenarchitekten können wertvolle Tipps liefern.
Fazit
Ein guter Grundriss ist die Seele jedes Hauses. Er zeigt, wie die Räume im Haus angeordnet sind und hilft dabei, alles gut zu planen. Wenn Sie sich frühzeitig Gedanken machen, können Sie Ihr Haus so gestalten, dass es genau zu Ihnen passt. So können Sie viele Fehler vermeiden und besser entscheiden, wie ihr Haus aussehen soll.