Ein barrierefreies Bad bietet Menschen mit Behinderung viele Erleichterungen im Alltag. Für das optimale Rundum-sorglos-Paket gilt es aber schon bei der Planung einiges zu beachten. Was genau, das erfahren Sie hier.
Was viele Menschen noch mit einer sehr sterilen, Krankenhaus-ähnlichen Optik assoziieren, ist beim Hausbau oder –kauf und dem Erwerb anderer Immobilien immer eine Überlegung wert: das barrierefreie Badezimmer oder gar die vollständige Barrierefreiheit des Wohnraumes. Daran sollte man nicht unbedingt erst denken, wenn es zum Fall einer Behinderung kommt oder sich das fortschreitende Alter bemerkbar macht, sondern bestenfalls schon lange vorher.
Denn: Auf lange Sicht lässt sich besser planen, was Kosten und Durchführung der Umbauten oder Einbauten angeht. Bei einer plötzlichen, unvorhergesehenen Notwendigkeit allerdings nicht. Zudem ist es auch unter Umständen möglich, eine staatliche Förderung für die Ermöglichung der Barrierefreiheit in Anspruch zu nehmen, selbst wenn man diese bisher nicht benötigt.
Vorteile für die frühe Planung eines barrierefreien Bades
Selbstverständlich kommt einem der Gedanke an ein barrierefreies Bad und Zuhause im Alltag nicht häufig in den Sinn, wenn es nicht akut ist. Allerdings sollte man genau solche Gedanken nicht einfach aus Bequemlichkeit auf die Seite schieben und verdrängen, denn früher oder später wird jeder vom Alter eingeholt.
Geht man sachlich und realistisch an dieses Thema heran, erkennt man schnell, dass es nicht unwahrscheinlich ist, mit zunehmendem Alter gewisse Dinge nicht mehr alleine bewältigen zu können. Beispielsweise über den hohen Rand einer Badewanne zu steigen, in dieser ohne Haltevorrichtungen nicht auszurutschen oder gar Stufen ohne Sturz zu nehmen.
Dazu kommt, dass ein Unfall – so pessimistisch gesehen dies auch klingen mag – jederzeit und jedem passieren kann. Ob im Straßenverkehr, beim Sport oder bei etwas Alltäglichem – dies betrifft jede Altersklasse und jedes Geschlecht.
Davon einmal abgesehen hat die frühe Planung eines barrierefreien Badezimmers auch einige Vorteile, die sich nicht mehr entpuppen, wenn der akute Notfall bereits vorliegt. So lässt sich unter anderem der finanzielle Teil des Um- oder Einbaus besser planen und auf sich nehmen, wenn man dafür viel Zeit aufwenden kann. Tritt der akute Notfall ein, ist meistens ein Kredit oder das Aufopfern aller Ersparnisse die einzige Lösung.
Ein weiteres Plus ist, dass sich barrierefreie Bäder mittlerweile auf moderne Art und Weise interpretieren lassen, die auch in Zukunft optisch noch ansprechend genug sind. Edle Materialien und minimalistische Linienführungen, aber auch spannende Kontraste mit Texturen und Farben setzten das Badezimmer gut in Szene, ohne sich in Zukunft als Barriere zu erweisen.
Bei der frühen Planung eines barrierefreien Bades kann man also von diesen Vorteilen Gebrauch machen:
- man ist rechtzeitig auf alle Eventualitäten vorbereitet
- man hat mehr Zeit für die Planung, Finanzierung und Durchführung
- moderne Designs mit besonderen Elementen lassen sich im Voraus bessern durch Inspirationen umsetzen
- man muss nicht in Panik verfallen, wenn das Bad plötzlich und ohne Vorwarnung barrierefrei sein muss
Optimale Vorbereitung zum idealen barrierefreien Bad
Möchte man den Auftrag für den Umbau zum barrierefreien Bad vergeben, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass der Begriff „barrierefrei“ nicht für jeden dasselbe bedeutet. Seniorengerecht beispielsweise heißt nicht immer, dass auch alle Bereiche uneingeschränkt mit einer Bewegungshilfe wie mit dem Rollstuhl oder Rollator begehbar sind.
💡TIPP: Aus diesem Grund sollte man sich bei all seinen Planungen sicherheitshalber auf die DIN 18040 beziehen, die fordert, dass der Bereich uneingeschränkt mit solchen Bewegungshilfen begehbar sowie benutzbar gemacht werden soll. Beschäftigt man sich außerdem damit, welche Anforderungen man selbst noch an das barrierefreie Bad hat, ist man bei der Durchführung des Umbaus bestens vorbereitet.
Anforderungen an barrierefreies Bad
Zunächst einmal sollte man sich darüber im Klaren sein, dass ein barrierefreies Bad wesentlich mehr Raum in Anspruch nimmt, als ein herkömmliches – also faktisch wesentlich größer gebaut sein muss. Das liegt daran, dass Bewegungshilfen mehr Platz brauchen, als eine Person selbst – und daher die Abstände zwischen Sanitäranlagen wesentlich größer sein müssen.
💡WICHTIG: Ein Bad gilt erst dann als barrierefrei, wenn es mindestens 150×150 cm Bewegungsfläche vor dem Einbau der Sanitärmerkmale bieten kann, 120×120 cm Bewegungsfläche im vollständigen Bad bietet und zwischen den Elementen selbst mindestens 20cm Abstand vorhanden sind. Zudem sollten die Sanitärelemente einen 30cm großen Abstand zur Wand haben. Es gibt also eine Menge Feinheiten, über die man sich im Voraus Gedanken machen muss.
Auch der Zugang zum Bad, also dessen Tür, muss barrierefrei sein und 90cm Breite bieten, wenn sie Rollstuhlfahrern und auch anderen Bewegungshilfen das bequeme Durchfahren ermöglichen soll. Zudem muss die Tür Helfern wie etwa Pflegepersonen im Notfall den Zugang von außen ermöglichen, daher sollte ein entsprechendes Türschloss eingebaut werden.
Soll das Bad vollkommen barrierefrei sein, ist es zudem notwendig, dass das Waschbecken unterfahrbar eingebaut wird, aber auch Armaturen unkompliziert zu nutzen sind. Stützgriffe neben den Sanitäranlagen sind nicht nur nach der DIN 18040 vorgeschrieben, sondern erweisen sich in der Praxis häufig auch als besonders hilfreich. Stützgriffe an beiden Seiten der Toilette werden benötigt und müssen zudem hochklappbar sein, um den Weg nach der Nutzung barrierefrei zu machen.
Höhenverstellbare WC-Sitze sind für das barrierefreie Bad empfehlenswert, hält man sich strikt an die Norm, sollte der WC-Sitz in etwa 46 bis 48 cm Höhe montiert werden, um die Nutzung zu erleichtern.
Was es außerdem zu bedenken und erfüllen gilt
Mit den oben genannten Anforderungen ist es bei einem wirklich barrierefreien Bad nicht getan. Denkt man beispielsweise an das Duschen oder Baden, werden einige Umbauten erforderlich. Die Dusche muss nicht nur einen Duschsitz vorweisen, sondern auch Armaturen, die von diesem aus problemlos bedienbar sind. Als Duschsitz eignet sich dabei nicht irgendein Hocker oder wasserfester Stuhl – denn eine hohe Belastbarkeit sollte ebenso gegeben sein, wie ein sicherer Stand durch die professionelle Wandmontage.
Außerdem ist bei Duschen zu beachten, dass diese keine Stufe birgt, also bodengleich eingebaut wird. Ein Anti-Rutsch Belag am Boden erhöht die Sicherheit und sollte hierfür mit Haltegriffen an mehreren Stellen der Duschwände erweitert werden.
Möchte man in seinem barrierefreien Bad nicht auf eine Badewanne verzichten, sollte man ein Modell mit seitlicher Tür wählen, um den Einstieg zu erleichtern. Zusammenfassend lässt sich anhand der nachfolgenden Tabelle erkennen, was in Bezug auf die einzelnen Badbereiche beachtet werden muss – diese lässt sich auch als eine Art Checkliste bei der Planung nutzen.
Badezimmer-Raum allgemein | Dusche/Wanne | Toilette | Waschbecken |
✔ mindestens 150x150cm Bewegungsraum ohne Armaturen, mit Anlagen mindestens 120x120cm | ✔ Wanne nur mit seitlicher Tür, bestenfalls mit Wannenlift | ✔ in Höhe von 46 bis 48cm montiert | ✔ unterfahrbar |
✔ 20cm Abstand zwischen sanitären Anlagen | ✔ Dusche benötigt einen belastbaren und fest montierten Duschsitz | ✔ mit Stütz- und Haltegriffen an beiden Seiten, die sich hochklappen lassen | ✔ leicht bedienbare Armaturen |
✔ 90cm breite Tür | ✔ Anti-Rutsch-Beläge | ✔ bestenfalls höhenverstellbar | |
✔ Schloss, das Zugang von außen im Notfall ermöglicht | ✔ Haltegriffe | ||
✔ einfach bedienbare und erreichbare Armaturen |
Wie man bei der Planung sinnvoll vorgeht
Es nützt bei der Planung eines barrierefreien Bades absolut nichts, wenn man einfach ohne gewisse Vorstellung loslegt und Materialien oder Ähnliches zusammenstellt oder gar einkauft. Um das Beste aus dem Umbau herauszuholen, sollte man sich zunächst einmal über das eigene Budget klar werden – und das sollte am besten nicht zu sparsam ausfallen.
Auch sollte zunächst geklärt werden, ob die Voraussetzungen für den Umbau überhaupt gegeben sind, also ob die Größe der Räumlichkeit ausreicht oder etwa ein Bad vergrößert werden muss – dies würde die Kosten erheblich erhöhen. Sind diese wichtigen Dinge geklärt, kann man entscheiden, für welche Personengruppen das Bad geeignet sein soll – um alle Möglichkeiten abzudecken, plant man besten ein völlig barrierefreies Bad nach der oben genannten Norm.
Soll es aber beispielsweise auch für kleinwüchsige Personen und Kinder geeignet sein, gibt es weitere Dinge zu bedenken, beispielsweise, dass Spiegel und Haltegriffe eventuell tiefer angebracht werden müssen oder auch Sanitäranlagen verstellbar sein sollten.
Nun kann es an die eigentliche Planung gehen: Zunächst wird entschieden, wo am besten welche Anlage angebracht werden muss, ob genug Raum zwischen den Elementen bestehen bleibt und alles Wichtige abgedeckt ist.
Dann lässt sich eine Liste aller benötigten Dinge aufstellen und jene Produkte auswählen, die im Hinblick auf Design am ehesten den eigenen Vorstellungen entsprechen. Ist auch dieser Schritt erledigt, kann ausgerechnet werden, wie hoch die Kosten tatsächlich ausfallen werden – und ob sie überhaupt ins eigene Budget passen, also vertretbar sind.
Jetzt steht nur noch die Anschaffung aller benötigten Materialien und Produkte an, sowie die Durchführung des Umbaus – oder die Vergabe eines Auftrages an entsprechende Handwerker und Firmen.
Kosten des barrierefreien Bades und eventuelle Zuschüsse
Weil die Kosten für ein barrierefreies Bad bekanntlich hoch sind und je nach Anforderung vier- bis fünfstellige Summen gefordert sein können, lohnt es sich, nach Zuschüssen, also Fördergeldern zu fragen und sich bereits während der Planung hierüber zu informieren. Tatsächlich gibt es Möglichkeiten, Zuschüsse staatlicher Art zu erhalten und somit die eigenen Kosten überschaubarer zu machen – schließlich handelt es sich hierbei um keine kleine Investition, sondern eine kostspielige Zukunftsvorbereitung.
Vor Beginn der Umbauten und Anschaffung der benötigten Produkte sollte man den Antrag für Fördermaßnahmen stellen – gefordert wird dabei vor allem, dass die DIN 18040 beim Umbau eingehalten wird. Dann lassen sich Fördergelder in Höhe von bis zu 5000 Euro (je nach Umbauaufwand) bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragen.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, hier auch Kredite als staatliche Förderung zu beantragen, die wesentlich zinsgünstiger sind, als die der üblichen Anbieter. Auch so manche Krankenversicherung und Pflegekasse ermöglicht Zuschüsse oder stellt benötigte Mittel zur Verfügung.