Ein Zweifamilienhaus zu bauen, hat viele Vorteile. Dennoch sollten Sie vor dem Bau und vor allem auch bei der Planung mit der zweiten Partei einiges beachten.
Sie wollen Ihre Liebsten immer in Ihrer Nähe haben? Dann ist ein Zweifamilienhaus auf jeden Fall eine Überlegung wert. Aber auch die Kombination aus Eigenheim und Mietobjekt ist bei einem Zweifamilienhaus leicht machbar. Natürlich können Sie die Zweitwohnung aber auch als Ferien- oder Monteurswohnung, Büroraum oder für die gewerbliche Nutzung anbieten bzw. selbst nutzen. Sie sehen also, dass ein Zweifamilienhaus durchaus viele Vorteile mit sich bringt. Allerdings sollten Sie aber auch nicht die Nachteile außer acht lassen. Und natürlich auch bei Planung und Bau gibt es einiges zu beachten. Wir erklären Ihnen hier einmal, worauf es dabei alles ankommt.
Was versteht man unter einem Zweifamilienhaus?
Unter einem Zweifamilienhaus versteht man eine Immobilie, die Platz für zwei Familien bietet. Diese Familien leben dann meist über mehrere Stockwerke verteilt. Oder aber die Wohnungen liegen nebeneinander. Beide Familien wohnen aber auf jeden Fall unter einem Dach. Zudem sind die Wohneinheiten baulich voneinander getrennt. Das unterscheidet das Zweifamilienhaus auch von einem Doppelhaus. Denn bei letzterem leben die Parteien nicht unter einem Dach, sondern in zwei verschiedenen Haushälften mit jeweils einer eigenen Haustür und einem eigenen Garten. Bei einem Zweifamilienhaus teilen sich die beiden Parteien hingegen einen Hauseingang, das Dachgeschoss, die Terrasse und den Garten. Wobei beide Wohnungen aber jeweils einen verschließbaren Wohnungseingang haben.
Laut Statistik der Bundesgeschäftsstelle Landesbausparkassen im Deutschen Sparkassen- und Giroverband e. V. gab es 2017 in Deutschland 6.234.816 Zweifamilienhäuser. Dieses Wohnmodell ist somit also durchaus beliebt.
Vorteile eines Zweifamilienhauses
+ Zweifamilienhaus als Mehrgenerationshaus nutzen:
Ein Zweifamilienhaus ist perfekt für Sie geeignet, wenn Sie gerne mit Ihren Verwandten wie beispielsweise Ihren Eltern, Schwiegereltern oder anderen Familienmitgliedern unter einem Dach wohnen möchten. Sei es nun, weil es dann für Sie einfacher ist die Familienangehörigen zu pflegen, oder, weil Sie Ihre Familie einfach gerne um sich herum haben möchten. Das hat natürlich auch Vorteile: Oma und Opa sind für ihre Enkelkinder beispielsweise immer da und können sich so auch prima um sie kümmern.
+ Zweifamilienhaus für gewerbliche Zwecke nutzen:
Wenn Sie selbstständig sind, können Sie in einem Zweifamilienhaus natürlich prima ein Büro, Restaurant oder ein anderes Unternehmen integrieren. Nach Feierabend haben Sie dann keinen langen Weg bis nach Hause. Sie müssen nur in den ersten Stock gehen.
+ Von Mieteinnahmen profitieren:
Wenn Sie Ihre Haushaltskasse etwas aufbessern möchten, dann können Sie die freistehende Wohnung natürlich auch als Wohnraum, als Ferienwohnung oder als Monteurzimmer vermieten. Möglich wäre es natürlich aber auch die Zweitwohnung als Büroraum für interessierte Firmen anzubieten. Sie können die freistehende Wohnung selbstverständlich aber auch einfach nur als Kapitalanlage nutzen.
+ Kosten und Aufgaben teilen:
Wer mit einer anderen Familie ein Zweifamilienhaus bauen möchte, der kann dadurch ordentlich sparen. Denn sowohl die Grundstücks-, Planungs- und Baukosten sowie auch die Nebenkosten (z.B. Straßenreinigung, Gartenarbeiten, Heizkosten) werden ja geteilt. Gleiches gilt übrigens auch für die Pflege und Bewirtschaftung des Grundstücks. Auch diese Aufgabe wird in der Regel unter den beiden Familien aufgeteilt.
+ Zweifamilienhaus in ein Einfamilienhaus umformen:
Sollte es doch mal passieren, dass eine Partei wieder aus dem Haus auszieht, dann müssen nicht unbedingt neue Nachbarn her. Sie können das Zweifamilienhaus bei Bedarf auch recht einfach in ein Einfamilienhaus umformen.
Nachteile eines Zweifamilienhauses
– Beide Familien müssen sich verstehen und einigen können:
Wer ein Zweifamilienhaus bauen möchte, sollte sich mit der anderen Partei sehr gut verstehen. Wichtig ist auch, dass sich beide Parteien einigen können. Denn wer ein gemeinsames Haus bauen möchte, muss auch sämtliche Entscheidungen gemeinsam treffen können. Und das auch weit nach dem Bau des Hauses. Schließlich müssen manchmal auch bauliche Veränderungen oder Sanierungsmaßnahmen am Haus vorgenommen werden. Hier müssen Sie mit der anderen Partei eine Lösung finden und manchmal eben auch Kompromisse eingehen können.
– Weniger Privatsphäre:
Wer in einem Zweifamilienhaus wohnt, muss damit rechnen, dass die Nachbarn nun mal alles mitbekommen werden. Denn die Privatsphäre ist hier natürlich nicht so groß wie in einem Einfamilienhaus. Zudem können Sie sich in einem Zweifamilienhaus bzw. im Garten und auf der Terrasse nicht so frei entfalten wie Sie das vielleicht möchten. Seien Sie sich der dauerhaften Nähe zu Ihren Nachbarn deshalb bewusst.
Checkliste für den Bau eines Mehrgenerationshauses
Wer sich für den Bau eines Zweifamilienhauses entscheidet, der zieht dort meist mit Familienmitgliedern ein und nutzt es dementsprechend als Mehrgenerationshaus. Das hat den Vorteil, dass sich die Familie gegenseitig unterstützen kann und so näher zusammenrückt. Bei dieser Wohnform sollten Sie bei der Planung jedoch über folgendes nachdenken:
→ Wie stellen sich beide Parteien das Zusammenleben vor?
→ Wie lange soll die Wohngemeinschaft bestehen?
→ Was passiert, wenn eine Partei wieder ausziehen möchte?
→ Was passiert im Falle einer Scheidung oder eines Todesfalls?
→ Wie wird der Bau bezahlt?
→ Werden Haustiere (z.B. Hund und Katze) von beiden Parteien geduldet?
→ Soll es im Haus gemeinsame Wohnbereiche geben?
→ Wer kümmert sich um den Garten und wer um Reparaturarbeiten?
Denken Sie immer daran: auch in der harmonischsten Familie kann es hin und wieder zu Streitigkeiten kommen. Deshalb sollte von Anfang an alles klar geregelt sein und am besten auch schriftlich festgelegt werden. So sichern sich beide Parteien ab.
Tipps für die Planung eines Zweifamilienhauses
❍ Tipp 1 – Baubeginn festlegen:
Bevor es mit dem Bau überhaupt erst einmal losgehen kann, müssen Sie mit der anderen Partei erst einmal einen möglichen Baubeginn festlegen. Lässt sich ein gemeinsamer Termin dafür finden oder scheitert es schon an dieser Frage?
❍ Tipp 2 – Grundriss richtig planen:
Wenn es an die Planung des Zweifamilienhauses geht, sollten Sie gemeinsam mit der anderen Familie zunächst einmal über die Stockwerke sprechen. Möchten Sie auf einer Etage leben oder lieber auf zwei Stockwerke verteilt? Egal für welche Variante Sie sich entscheiden: beide Wohnungen sollten am besten die gleiche Größe aufweisen, denn so können Sie sich die Kosten für den Bau des Hauses und die Miete perfekt teilen. Außerdem sollten Sie auch gleich noch überlegen, wie Sie Haus und Hof nachhaltig gestalten möchten und wie Sie am besten die Terrasse planen und gestalten. Denn auch hier sollten die Vorstellungen unbedingt übereinstimmen.
❍ Tipp 3 – Stil des Hauses festlegen:
Wie beide Parteien im Endeffekt ihre Wohnungen gestalten, das bleibt jedem selbst überlassen. Schließlich müssen beide Familien ja nicht direkt zusammen wohnen. Was das Haus an sich angeht, so müssen jedoch beide Parteien zusammen entscheiden, wie dieses vom Stil her aussehen soll. Massivhaus oder Fertighaus? Landhausstil oder modernes Design? Vorgarten oder kein Vorgarten? Und so weiter.
❍ Tipp 4 – Die Pflichten müssen geklärt werden:
Sie sollten vor dem Bau des Hauses schon klären, wer sich um den Außenbereich kümmert. Bepflanzen und pflegen beide Parteien den Garten oder kümmert sich nur eine darum? Nicht, dass Sie nachher einen großen Garten besitzen, aber sich niemand darum kümmern möchte.
❍ Tipp 5 – Barrierefreiheit mit einplanen:
Auch wenn Ihre Eltern, Schwiegereltern oder Großeltern bei der Planung des Zweifamilienhauses noch sehr agil sind, so denken Sie dennoch an die Zukunft. Das heißt, berücksichtigen Sie bei der Planung schon jetzt das Thema Barrierefreiheit. So ersparen Sie sich kostenintensive und aufwendige Umbauarbeiten.
❍ Tipp 6 – Rückzugsmöglichkeiten einplanen:
Auch wenn es schön ist die Familie bzw. die guten Freunde immer um sich herum zu haben, so sollten Sie dennoch genügend Rückzugsmöglichkeiten einplanen.