Schon vor 9.000 Jahren bauten die Menschen mit Lehm. Wieso sollte man also nicht auch heute Lehm als Baustoff nutzen? Schließlich bringt er einige Vorteile mit sich.

Lehm ist einer der bewährtesten Baustoffe der Welt und erlebt in Zeiten des ökologisch bewussten Bauens eine Renaissance in Europa. Schon vor 9.000 Jahren wurde mit ungebranntem Lehm gebaut. Getrocknete Lehmziegel dienten zum Beispiel als Baumaterial für die ersten Pyramiden in Ägypten und Mesopotamien, bevor man zur Nutzung von Stein überging. Noch heute leben nach Schätzungen etwa ein Drittel der Weltbevölkerung in Lehmbauten. In Europa wurden Baustoffe wie Lehm, Holz und Kalkstein erst mit der Entwicklung von Zement, Beton und anderen Baustoffen zu Beginn des 20. Jahrhunderts verdrängt.

So ganz verschwunden war der Baustoff Lehm aber nie. So ist er bei der Restauration von alten Fachwerkhäusern oder anderen historischen Gebäuden unerlässlich. Außerdem sind dekorative Lehmputze stark im Kommen. Sie sind eine Alternative zu anderen Putzen, aber auch Tapeten und geben Räumen ein behagliches Wohnen.

Der natürliche Baustoff Lehm hat viele Vorteile

Das Klima sowohl in Häusern als auch der Welt ist ein anderer Aspekt des Lehms. Als natürlicher Baustoff hat er rein ökologisch betrachtet viele Vorteile. So bindet nasser Lehmputz etwa rein physikalisch ab, während andere Putze chemisch abbinden. Allerdings können in den meisten Regionen Lehmputze deswegen auch nur witterungsgeschützt eingesetzt werden. Bei Fachwerkhäusern zum Beispiel wird Lehm in der Regel nur für Innenwände, Lehmputz und teilweise auch für Geschossdecken eingesetzt. Ein weiter Vorteil von Lehm ist, dass man ihn wiederverwerten kann. Wenn Sie getrockneten (nicht gebrannten) Lehm einweichen, können Sie ihn durchsieben und erhalten wieder Lehmputz.

Durch fehlende Chemikalien ist Lehm in Innenräumen aber auch ein sehr gesunder Baustoff, denn die Raumluft wird nicht durch chemische Ausdünstungen des Putzes belastet. Auch kann abgebundener Lehmputz zu einem bestimmten Teil Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen und wieder abgeben. Dadurch verbessert sich das Raumklima. Diese Fähigkeit hält unter anderem Holzelemente in Decken und Wändern, wie etwa Balken, trocken.

Gebrannte Lehmziegel sind ebenfalls ein guter Baustoff, der sich besonders für Öfen und das Verputzen von Wandheizungen eignet. Lehm hat nämlich sehr gute Wärmespeichereigenschaften und kann ohne Probleme auch an heißen Bauteilen eingesetzt werden.

Einsatzgebiete von Lehm

Natürlich werden Lehm und Lehmputze in der Restauration von Fachwerkhäusern eingesetzt. Für Besitzer eines solchen Hauses bedeutet das, dass sich unter Tapete und Farbe meistens Lehmputze verbergen. Sollten hier Unebenheiten oder Schadstellen sein, kann mit Lehmputz schnell Abhilfe geschaffen werden. Wenn Sie eine kleine Schicht Feinputz darüber geben, ist die Wand wie neu. Lehmputze gibt es mittlerweile in jedem Baumarkt.

Auch abseits von Fachwerkhäusern finden sich in Altbauten noch Lehmsteine und Ausfachungen mit Lehm, d.h. Wandbereiche, die mit Lehm-Strohgemischen gefüllt sind. Für den Innenausbau finden sich in den Baumärkten auch industriell gefertigte Lehmbausteine, wie Lehmplatten, die eine Alternative zu Rigips etc. herhalten können. Diese Lehmbausteine sind zum Teil mit Nut und Feder ausgestattet, so dass sie einfach zu handhaben sind.

Wie schon erwähnt, kann Lehm auch im Ofenbau eingesetzt werden. Mit Lehmputzen lassen sich geschwungene und warme Formen bei Öfen realisieren. Anregungen und Anleitungen zum Selbstbau finden sich im Internet, aber auch auf Lehmöfen spezialisierte Fachmänner. Wenn Sie einen Ofen mit Lehm oder Lehmziegeln planen und nach Anleitung selber bauen, muss die Abnahme durch einen Fachmann erfolgen, da durch unfachgemäße Ausführung beim Heizen giftiges, geruchloses Kohlenmonoxid entstehen kann.

Seit 2010 Redakteurin für die tippsNET GmbH und Heimwerkertricks.net. Kreativzentrale für Styling und Renovierungen. Expertin für KfW-Förderungen und Tricks für den Garten.