Wer Silikonfugen ziehen will, kann das einfach selber machen. Allerdings sind einige Punkte zu beachten, damit die Fuge auch wirklich abdichtet.

Silikonfugen gehören zu den vielen kleinen Dingen im Alltag, die ungemein wichtig sind – aber denen man einfach viel zu wenig Aufmerksamkeit schenkt. Oft merkt man erst, dass sie nicht richtig dicht sind, wenn etwa das aus der Waschmaschine gelaufene Wasser zu den Nachbarn herunterläuft – statt im eigenen Bad zu bleiben. Damit sich noch mehr Hausbewohner über trockene Wände freuen können, verraten wir in diesem Artikel, was es beim Fugenziehen mit Silikon zu beachten gilt.

Wofür braucht man Silikonfugen?

Ich weiß, ich weiß: Der geübte Heimwerker wird jetzt die Braue nach oben ziehen und sich fragen „wie kann man so etwas nicht wissen!“ – aber jeder fängt mal an. Daher zunächst eine kleine Silikonkunde.

💡INFO: Bei Silikon handelt es sich ganz einfach gesagt um ein elastisches Material, das als Polsterung zwischen Materialien genutzt wird. Vor allem Fliesen, Keramik und andere starre Baustoffe liefen sonst bei Erschütterungen Gefahr, beschädigt zu werden, wenn sie zu nah beieinander liegen oder aufeinanderstoßen. Die Silikonfugen sorgen daher für eine optimale Abfederung und einen guten Halt der Materialien.

Bestens geeignet ist Silikon beispielsweise zum Verfugen:

  • von Wand- und Bodenfliesen in Innenräumen
  • des Küchenspiegels
  • von Sanitäranlagen
  • Fassadenelementen
  • Glas
  • Bodenflächen im Freien zum Begehen oder Befahren

Sind Silikonfugen dauerhaft elastisch?

Auch wenn das Wort dauerelastisch in Bezug auf Silikonfugen oft genutzt wird, ist dies leider nur bedingt so. Äußere Einflüsse wie Schimmel, UV-Licht und falsche Desinfektions- und Reinigungsmittel beeinträchtigen die Elastizität der Dichtstoffe auf Silikonbasis. Aber auch mechanische Belastungen wie das Begehen und Befahren sowie ein Abrieb an der Fugenoberfläche und hohe oder niedrige Temperaturen beanspruchen das Fugenmaterial.

Daher sollten auch Silikonfugen entsprechend gepflegt werden. Wie? Das verraten wir gleich unter dem Punkt „Silikonfugen – Reinigung und Pflege“.

Warum nicht Acryl als Alternative nutzen?

Neben Silikon gibt es im Fachhandel auch eine breite Auswahl an Acryldichtstoffen. Diese punkten oftmals mit einem signifikant günstigeren Preis, sind aber deutlich weniger elastisch und daher nicht für Bauteile geeignet, die einer hohen Bewegung (z. B. Bodenfliesen) ausgesetzt sind. Zudem ist Acryl nicht wasserdicht. Für Flächen in trockenen Räumen kann hingegen auch Acryl genutzt werden – vor allem, wenn das Material später überstrichen werden soll.

Folgende Übersicht verdeutlicht die Unterschiede noch einmal:

KriteriumAcrylSilikon
ist elastisch?nur sehr geringfügigja
ist wasserabweisend?neinja
kann überstrichen werden?janein

Darauf sollten Sie beim Kauf von Silikon achten

Wer schon mal in einem Baumarkt oder Online-Shop nach Silikon gesucht hat, wird eine große Masse an Herstellern und Produkten entdeckt haben. Doch worin unterscheiden sie sich?

✔ Baustoffe

Nicht jedes Silikon ist für jedes Baumaterial geeignet. Vor allem nicht für Natursteine geeignete Silikonmasse kann unschöne Verfärbungen hinterlassen. Ebenso kann aber auch die Haftung negativ beeinflusst werden. Daher gilt es immer zu beachten, ob das jeweilige Silikon für den Fugenuntergrund und die angrenzenden Baustoffe geeignet ist.

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✔ Farbe

Jemand, der es Ton in Ton mag, sollte unbedingt auf die Farbe der Silikonmasse achten. Mittlerweile gibt es die Dichtmasse nicht mehr nur in Standardfarbtönen wie schwarz, weiß und grau, sondern auch ausgefallenen Farben wie hell- und dunkelblau, türkis, orange, gelb, braun und sogar rosa. Es lohnt sich also bei Bedarf nach farbigem Silikon Ausschau zu halten. Hersteller wie Pattex, Fischer, UHU und Hanno führen ein breites Farbspektrum im Sortiment. Es gibt aber auch transparentes Silikon.

✔ Witterungs-, Alterungs- sowie UV-Beständigkeit und Schmutzaufnahme

Im Abschnitt „Sind Silikonfugen dauerhaft elastisch?“ dieses Ratgebers erwähnten wir bereits, dass Silikon von Haus aus nicht zu 100 Prozent dauerelastisch ist. Dennoch sollte der Hersteller zumindest angeben, dass die verwendeten Inhaltsstoffe weitgehend dafür geeignet sind.

Überdies sollte die Oberfläche der Silikonfuge nach dem Aushärten nicht klebrig sein, damit Staub und Schmutz nicht unnötig daran haften.

✔ Temperaturbeständigkeit

Fugensilikon ist im Normalfall für gängige Temperaturen in Wohnräumen geeignet. Wer hingegen unter anderem Silikonfugen in der Garage oder auf der Terrasse ziehen möchte, sollte darauf achten, dass der angegebene Temperaturbereich auch sehr hohe und tiefe Werte einschließt. Diese können durch direkte Sonneneinstrahlung oder Frost entstehen und würden andernfalls Schäden am Fugenmaterial verursachen.

Fungizid

Wer im Sanitärbereich Silikonfugen ziehen möchte, sollte auf die Beigabe von Inhaltsstoffen achten, die eine Besiedlung durch Mikroorganismen reduziert.

Silikonfugen mit Schimmelbefall
Schimmel – Ein Albtraum im Bad | © mekcar / stock.adobe.com

✔ Hautbildungszeit und Vulkanisation

Beim Aushärten werden Spaltprodukte frei, die verdunsten.

Diese werden in:

  • neutral (z. B. Alkohol) -> für Zement, Metall, Kunststoff sowie Sanitärbereich
  • sauer (z. B. Essigsäure) -> für den Sanitär- und Nassbereich sowie glasierte Oberflächen
    unterschieden.

✔ Zulässige Gesamtverformung

Wie eingangs bereits erwähnt, sollen Silikonfugen Erschütterungen ausgleichen – doch nicht jedes Silikon ist gleich flexibel. Die Zusammendrückbarkeit wird normalerweise mit einem ZGV-Wert angegeben. Dieser sagt aus, inwieweit die Masse verformbar ist.

Ein Beispiel
ZGV-Wert: 20 Prozent bei jeweils 10 Prozent Druck- und Zugaufnahme
Fugenbreite: 10 mm
mögliche Verformbarkeit: +/- 1 Millimeter

✔ Volumenschwund

Dieser Wert steht meistens im Kleingedruckten – obwohl er so wichtig ist. Er sagt aus, inwieweit das Silikon sein Volumen während des Ausspritzens, Aushärtens, aber auch der Nutzung verliert. Grund für den Volumenschwund des Silikons ist das Verdunsten von Lösemitteln oder anderen Abspaltprodukten sowie dem Abwandern von Bestandteilen. Folgen dieses Volumenschwunds können nicht nur ein höheres Schimmelrisiko sowie ein höherer Reinigungsaufwand sein, sondern auch, dass der eben erwähnte Wert der Gesamtverformung beeinträchtigt wird und es zum Riss der Silikonfuge kommt.

Doch welcher Wert ist gut? Hochwertige Produkte punkten meistens mit einem Volumenschwund von unter 10 Prozent. Nach DIN ist aber auch ein Schwund von bis zu 55 Prozent erlaubt. Wer darauf nicht achtet, muss in dem Fall schneller mit der Erneuerung der Fugen beginnen.

Sogenannte Reinsilikone mit einem geringen Volumenschwund sind meistens deutlich teurer als gestreckte Silikone. Hier sollte aber nicht an der falschen Stelle gespart werden.

Dehnspannungswert

Sobald Druck auf eine Silikonfuge entsteht, kommt es zur Ausdehnung, wodurch wiederum Druck auf die angrenzenden Materialien ausgeübt wird. Keine Sorge, davon reißt keine Fliese – doch der Wert ist für die Untergrundbestimmung wichtig. Je geringer der Dehnspannungswert (bzw. niedriger Modul), desto eher ist die Silikonmasse für weiche Untergründe wie mürben Putz oder Porenbeton geeignet. Masse mit einem Dehnspannungswert ab 0,4 N/m2 (bzw. hoher Modul) sollte nur bei Untergründen mit einer hohen Festigkeit wie Glas oder Metall genutzt werden.

Silikonfugen ziehen – so geht’s!

Genug der Vorgedanken und Kauftipps – jetzt heißt es die Silikonpistole und Silikonkartusche bereitlegen und schon kann es losgehen.

💡Hinweis: Sollte eine alte Fugenfüllung vorhanden sein, muss diese vorher ordentlich entfernt werden. Ein herkömmliches Cuttermesser oder ein spezieller Silikonfugenentferner sind bestens dafür geeignet, den alten Dichtstoff herauszuschneiden. Wenn nicht alle Reste entfernt wurden, hilft ein Silikonentferner beim Reinigen der alten Fuge. Anschließend sollte die Fuge ordentlich trocken gewischt werden, um optimale Bedingungen für das Neuverfugen zu schaffen.

Schritt-für-Schritt-Anleitung für das Ziehen von Silikonfugen

Benötigt werden:

  • Kartusche mit Silikon, geeignete Pistole
  • Wasser mit Spülmittel in einer Sprühflasche (dazu mehr weiter unten im Text, unter „5 Dinge, die beim Verfugen beachtet werden sollten“)
  • Fugenglätter bzw. Abziehkeil

Schritt 1:
Zunächst sollten die Haftflächen der Fugenflanken von Verunreinigungen (wie Staub und Fette) befreit werden, damit das Silikon später besser haften kann. Auch etwaige Anstriche, Versiegelungen oder Imprägnierungen können das Aushärten und Haften des Silikons beeinträchtigen und sollten daher erst später aufgetragen werden.

Schritt 2:
Nun wird die Fuge in Augenschein genommen. Wie breit und tief ist die Fuge? Wenn die zu befüllende Fuge sehr tief ist, sollte zuvor ein Hinterfüllmaterial genutzt werden, um die Fugentiefe zu begrenzen. Optimal ist PE-Fugenfüllprofil aus elastischem und geschlossenzelligem Polyethylen-Schaumstoff, das verhindert, dass es zu einer Dreiflächenhaftung kommt, weil das Silikon auch am Fugengrund haftet.

Schritt 3 ➔ Optional:
Um zu verhindern, dass Silikon auf die Oberfläche des Baumaterials gelangt, kann Klebeband oder Malerkrepp zum Abkleben genutzt werden. Die Kanten und Fugenflanken sollten aber frei bleiben.

Schritt 4:
Damit weder zu viel, noch zu wenig Silikon aus der Tülle der Silikonkartusche herausgepresst wird, gilt es diese richtig anzuschneiden.

Eine Faustformel hierfür ist: Breite der Fuge = Breite des Tüllendes der Kartusche.

Abhängig vom Ort der Fuge sollte das Tüll-Ende entsprechend angeschnitten werden:

  • für Kanten und Ecken: 45°-Winkel
  • für glatte Flächen: gerade abschneiden

Schritt 5:
Sobald diese Vorbereitungen getroffen wurden, kann die Kartusche in die Pistole eingelegt werden.

Schritt 6:
Dann wird das Silikon mit gleichmäßigem Druck und Neigungswinkel in die Fuge gegeben. Dabei sollte vor allem auf ein gleichbleibendes Tempo geachtet werden, damit die Masse nicht unterschiedlich dick oder dünn aufgetragen wird oder sich Blasen bilden. Auch Stopps sollten dementsprechend beim Ziehen der Fuge vermieden werden.

Schritt 7:
Wenn noch Silikon in der Kartusche verblieben ist, muss diese direkt nach dem Ende der Arbeiten wieder verschlossen werden. So kann der restliche Dichtstoff später noch einmal verwendet werden.

Schritt 8:
Nun wird die Fuge mit dem vorbereiteten Wasser besprüht.

Schritt 9:
Damit die Fuge bündig ist (mehr dazu gleich im Abschnitt „Dinge, die beim Verfugen beachtet werden sollten“) wird diese im Anschluss mit einem Abziehkeil oder Fugenglätter von überschüssigem Silikon befreit. Sollte kein geeignetes Hilfsmittel zur Verfügung stehen, kann auch der Finger genutzt werden.

Schritt 10:
Schritt 9 wird wiederholt, bis kein überschüssiges Silikon mehr durch den Abziehkeil oder Fugenglätter abgenommen wird.

Schritt 11 ➔ Optional:
Sofern Klebeband oder Malerkrepp zum Abkleben genutzt wurde, sollte dies nun zügig entfernt werden, damit es nicht mit dem Silikon vernetzt wird.

@MrHandwerk

💡TIPP: Damit das Sanieren der Fugendichtungen später leichter fällt, machen Sie unbedingt Aufzeichnungen über die Art der Fugenabdichtung, Angaben über das Produkt und den Hersteller sowie andere eingesetzte Hilfsmittel (wie z. B. das Hinterfüllmaterial).

5 Dinge, die beim Verfugen beachtet werden sollten

TippHinweise
Begehbare FugenBei begehbaren Flächen, wie beispielsweise Bodenfliesen, sollte auf Fasen an der Fugenkante verzichtet werden. Ebenso ist das Material oberflächenbündig auszuspritzen, wobei die Fugen nicht breiter als 15 Millimeter sein sollten, um die Unfallgefahr zu minimieren.
Befahrbare FugenWer hingegen befahrbare Flächen (z.B. in der Garage) verfugt, sollte darauf achten, dass die Bauteilkanten eingefasst sind, um diese vor Beschädigungen zu schützen. Das Silikon ist in diesem Fall vertieft auszubilden – in Höhe der Fase. Bei sehr breiten Fugen können Kantenschutzprofile dabei helfen, den Abstand zu verringern. Generell sollte die Fugenbreite aber ohne Hilfsmittel nicht breiter als 20 Millimeter sein.
Parallele FugenflankenFliesen und andere Materialien wie in einem Hundertwasserhaus zu verlegen, mag verlockend sein, stellt aber große Ansprüche an das Fugenmaterial. Daher ist darauf zu achten, dass die Fugenflanken (die seitlichen Kanten bzw. Flächen des Materials) gleich gerichtet zueinander verlaufen.
Ausreichend aushärten lassenAuch wenn sich die Haut auf dem Silikon schnell bildet, ist das Material darunter noch lange nicht trocken. Die meisten Hersteller geben einen Hinweis auf die Dauer der Hautbildung und Vulkanisation an, der unbedingt beachtet werden sollte.
Nicht zu viel Spülmittel (bei Natursteinen) verwendenWie unter Schritt 6 empfohlen, sollte das Hilfsmittel zum Glätten der Fuge mit Spülmittel benetzt werden. Hierfür reicht aber normalerweise ein Tropfen auf 10 Liter Wasser. Laien nutzen hingegen oft reines Spülmittel, dessen reinigungsaktive Stoffe (auch Tenside genannt) in den Stein wandern. Hierdurch kommt es schlimmstenfalls zu einer unschönen Verfärbung des kanten nahen Materials.

Warnung: Bei Silikonen auf Wasserbasis sollte von der Mischung mit Spülmittel abgesehen werden.

Silikonfugen – Reinigung und Pflege

Damit die Silikonfugen lange ihren Anforderungen gerecht werden, sollten folgende Pflegetipps beherzigt werden:

  • Bei der Reinigung sollte auf aggressive Reiniger verzichtet werden. Diese machen das Material schlimmstenfalls porös und die Wirkung des Fungizids verringert sich. Neutrale oder alkalische Reinigungsmittel können hingegen bedenkenlos verwendet werden.
  • Zur Kalkentfernung empfehlen wir Essigreiniger.
  • Geputzt werden kann mit einem nassen Schwamm oder Tuch.
  • Im Anschluss sollten die Fugen trocken gewischt werden.
  • Fugen, die sich in der Dusche oder Badewanne befinden, sollten direkt nach der Nutzung mit klarem Wasser abgespült werden. So haben Mikroorganismen, die organische Partikel wie Hautschuppen lieben, keine Grundlage.
  • Ganz abgesehen davon sollte regelmäßig gelüftet werden, um die Luftfeuchtigkeit zu verringern.

Sägen, kleben, schrauben, basteln... seit 2008 bin ich in der Redaktion von Heimwertricks.net die Expertin für DIY-Projekte und selbst gemachte Deko aller Art.